Die Tiroler Fischereiordnung von 1575
Archivale des Monats November
Südtiroler Landesarchiv

Im Teilbestand „Neuere Verwaltung“ des Archivs der Churburg (Gemeinde Schluderns, Südtirol) erliegt eine in etwa zeitgenössische Abschrift der Fischereiordnung, die Erzherzog Ferdinand II. 1575 für die Grafschaft Tirol erließ.

Obwohl im vierten Buch der kurz vorher (1573) gedruckten Tiroler Landesordnung neben der Jagd auch die Fischerei eingehend geregelt worden war, hielt es der Landesfürst offensichtlich für notwendig, dem Fischereiwesen ein eigenes Regelwerk zu widmen.

Als Vorlage für die Fischereiordnung diente das aus der Feder Wolfgang Hohenleiters stammende und von Jörg Kölderer illustrierte Tiroler Fischereibuch Kaiser Maximilians I. (Codex Vindobonensis palatinus 7962). Maximilian soll selbst als Fischer aktiv gewesen sein und eige ne Fangmethoden ausgeklügelt haben.

Die Fischereiordnung von 1575 – sie ist 1604 auch im Druck erschienen – enthält einen in ortsnamenkundlicher Hinsicht sehr interessanten Katalog derjenigen stehenden und fließenden Tiroler Gewässer, die der ausschließlichen Nutzung des Landesfürsten vorbehalten waren und neben dem Vergnügen des Fürsten vor allem der Hofküche zu dienen hatten. Im Zentrum der Ordnung stehen aber umfangreiche Bestimmungen zur Bewirtschaftung, zum Besatz und der Hege der Nutzfische. Dabei wird auch auf verschiedene Techniken der praktizierten Fischerei eingegangen. Was den Einsatz von verschiedenen Arten von Netzen betrifft, werden besonders exakte Vorgaben gemacht. So mussten die Maschen der Netze in der Größe genau den in der Ordnung auch bildlich dargestellten Hofmodl entsprechen, um zu vermeiden, dass es bei den Jungfischen zu Überfischung kommt.

Die hier dargestellten drei Hofmodl betreffen Segen, Wath und Taupplen. Bei der Sege handelt es sich um ein großes Zugnetz, bei einer Wate um ein an Stangen befestigtes Netz. Der Taupl hingegen war ein sackartiges Senknetz mit einem Stiel.

Harald Toniatti, Südtiroler Landesarchiv


Archivale: Südtiroler Landesarchiv: Archiv der Churburg – Neuere Verwaltung Pos. 973.