Rahmenthema 2025: Jagd und Fischerei

Alle liebten Felix
Archivale des Monats Jänner 2025
Vorarlberger Landesarchiv

Einen Steinbock, der sich im Hochgebirge nicht daheim fühlte.

Der Alpensteinbock war ausgerottet – bis auf einen Restbestand im königlichen Jagdreservat am Gran Paradiso (Italien). Dort ließen Schweizer ab 1906 Kitze stehlen, um die Wildart im 1892 eröffneten Wildpark Peter und Paul in St. Gallen nachzuzüchten.

Ab 1920 hatten Auswilderungen im Engadin nachhaltig Erfolg. 1958 starteten Vorarlbergs Jäger mit drei Steinwildpaaren aus dem Reservat Piz Albris Auswilderungen im Vergaldatal (Montafon). 1960 konnte die Kolonie mit drei Böcken und zwei Geißen verstärkt werden, die die Stadt Zürich der Jägerschaft aus ihrem 1869 gestifteten Wildpark Langenberg geschenkt hatte. Den „Zürcher“ Felix hielt es dort nicht lange. Er durchstreifte Vorarlberg, zog nach Gortipohl hinunter, hielt sich im Brandnertal auf, wurde auf dem Feldkircher Stadtschrofen gesichtet, erfreute die Hohenemser als lebendes Wappentier, wurde in Alberschwende halbzahm zur Attraktion. Dort fing und hegte ihn im Dezember 1962 der Jagdaufseher ein.

Dann ergriff der Feldkircher Kaufmann und Bezirksjägermeister Karl Lampert die Initiative: Am 10. Juli 1963 zeigten acht Proponenten die Gründung des Vereins „Wildpark Feldkirch“ mit dem Zweck an, einen Wildpark anzulegen, in dem einheimische und früher einheimisch gewesene Wildarten gehegt werden. Auf dem Ardetzenberg solle er zum Anziehungspunkt für Einheimische und Fremde werden und der Schuljugend als Anschauungsobjekt im Heimat- und Naturkundeunterricht dienen. Bei freiem Eintritt.

Ab 23. Juli gab es in einem provisorischen Gehege Felix zu bestaunen. Aus St. Gallen erhielt er mit der Geiß Barbara und deren Kitz Ludwig Gesellschaft. Hinzu kamen eine Rotwild- und eine Damwildfamilie. Am 16. November 1963 wurde der Wildpark eröffnet. Im August 1964 konnte das Steinwild ein Felsgehege beziehen. 1969 fiel Felix mit 13 Jahren einer Lungenkrankheit zum Opfer. Noch heute ziert der Gründungstar das Logo „seines“ Wildparks, wo heute zahlreiche Wildarten zu erleben sind.

Ulrich Nachbaur, Vorarlberger Landesarchiv


Archivale: Vorarlberger Landesarchiv: Sicherheitsdirektion für Vorarlberg Vr-158/1964.

Weitere Quellen: Vorarlberger Landesarchiv: Amt der Vorarlberger Landesregierung III IIb-424/1971; Vorarlberger Nachrichten 07.06.1959, 30.06.1961, 13.09.1961, 08.10.1962, 13.02.1963, 27.07.1963, 16.05.1964, 29.07.1964; Neue Zürcher Nachrichten 11.07.1960; Wildpark Feldkirch Nr. 1 bis 10 (1963/64 bis 1973).

Bildnachweis: Vorarlberger Landesbibliothek: Sammlung Fotograf Oskar Spang; Vorarlberger Landesarchiv: Amt der Vorarlberger Landesregierung III IIb-424/1971.

Literatur: Hannes Kaufmann, Steinwild in Vorarlberg, in: Wildpark Feldkirch Nr. 6 (1969), S. 6–9; Heinz Schurig, Wildpark Feldkirch, in: Montfort 20 (1968) 3, S. 594–602.