Rahmenthema 2025: Jagd und Fischerei
Am 12. Oktober 1933 entwich aus dem Zoo Zürich ein Pantherweibchen mit dem Namen Suma. Bereits zwei Tage später konnte man auf einem Flugblatt lesen, dass eine Belohnung von 2’000 CHF für die Entdeckung des entflohenen Tieres ausgeschrieben worden sei. Auch wenn die umliegenden Waldstücke systematisch von fachkundigem Personal durchstreift wurden, offenbarte sich keine Spur der Raubkatze. Als die Öffentlichkeit ins Bild gesetzt wurde, war der Aufschrei in der Bevölkerung so gross, dass Beruhigungsversuche und wissenschaftliche Bekenntnisse kaum fruchteten. Leserbriefe mit Ratschlägen und angeblichen Sichtungen füllten die Tageszeitungen, Schulen in Zürich wurden vorübergehend geschlossen und Spaziergänger mieden den bewaldeten Zürichberg.
Als Richard Müller im Dezember in Walde (Gemeinde Eschenbach, Kanton St.Gallen) Werkzeug unter einer Scheune hervorholen wollte, hörte er ein Knurren, welches von einem schwarzen, unbekannten Tier kam. Müller holte sein Gewehr und schoss dem, wahrscheinlich geschwächten, Tier in den Rumpf. Mit letzter Kraft kroch dieses aus seinem Versteck, worauf es Müller mit einem Schlag auf den Kopf mit seiner Spitzhacke tötete. Dem Tagelöhner war die Sache unangenehm, weil er glaubte, sich der Wilderei schuldig gemacht zu haben. Da er weder Zeitung las noch Radio hörte, war ihm zudem die Geschichte von Suma nicht bekannt. Nichtsdestotrotz erkundigte er sich beim lokalen Wildhüter nach der Tierart. Aber auch dieser konnte ihm in der Angelegenheit nicht weiterhelfen. Beide beschlossen das unbekannte Tier zu schlachten und das gewonnene Fleisch zu verspeisen. Da auch Nachbaren in den Genuss des exotischen «Festschmauses» kamen, verbreitete sich in den Wirtschaften der Umgebung rasch die Geschichte über ein «Panther-Bankett». Das kam bald auch dem Bezirksamt zu Ohren. Dieses schickte im Januar 1934 einen Polizisten in die per Fussweg dreieinhalb Stunden abgelegene Gegend. Dort konnte er das übriggebliebene schwarze Fell von Suma ausfindig machen. Müller gestand die Tat und erhielt vom Zoo trotz allem 200 CHF als Belohnung, weil er gemäss Zoovorstand ein nicht genau bestimmbares Gefahrenmoment beseitigt hatte.
Dass nicht der Panther einen Menschen, sondern ein Mensch den Panther fressen würde, hätte wohl vor Aufdeckung des Falles niemand für möglich gehalten.
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Olivier Horvath, Staatsarchiv St.Gallen
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Archivale: Staatsarchiv St.Gallen: Kantonspolizei A 600/3.3.013.
Bildnachweis: Staatsarchiv St.Gallen: Kantonspolizei A 600/3.3.013.

