Auf den Bildern zu sehen sind Frauen bei Skikjöring-Rennen auf dem St. Moritzersee, das erste vermutlich zwischen 1920 und 1930, das zweite 1929. Beim Skikjöring werden die Athleten oder in diesem Fall Athletinnen auf Skis von einem Pferd über die Rennbahn gezogen. Das Skifahren hinter Gespann war in Skandinavien zwar schon lange als „Snörekjöring“ bekannt, als Wettkampfsportart unter dem Namen Skikjöring wurde es aber in St. Moritz neu erfunden, wo 1906 das erste Rennen auf der Strasse zwischen St. Moritz und Champfèr ausgetragen wurde. Das erste Skikjöring-Rennen auf dem gefrorenen St. Moritzersee fand dann 1907 statt. In dieser Form wurde es zu einer langjährigen Tradition, die auch heute noch beim White Turf die Zuschauer begeistert.

Dass auf dem Foto gerade Frauen zu sehen sind, ist allerdings eher ungewöhnlich. Jahrzehntelang galt der Sport als Männerdomäne, weil er den Fahrern physisch viel abverlangt: Bei Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h das Pferd sicher zu lenken, während ihnen, wie hier sichtbar, aufgewirbelter Schnee und Eis entgegenfliegt, benötigt viel Kraft und birgt Unfallgefahr. Dennoch schreibt bereits Nicolaus Guidon über ein Rennen 1913, in dem „im buntesten, pikantesten Sportdress schick daherkommende Skiwalküren zum schneidigen Wettkampf“ antraten, wie die Frauen auf den Fotos. Und nach Jahrzehnten der Männerdominanz fahren auch heute Frauen beim Skikjöring ganz vorne mit. So wurde Valeria Schiergen 2024 zum dritten Mal als Skikjöringsiegerin am White Turf zur „Königin des Engadins“ gekrönt – ganz im Sinne der „Skiwalküren“ von damals.

Die hier gezeigten Bilder sind Teil eines Fotobestands der Rhätischen Bahn (RhB). Die über 5.000 Foto-Karteikarten mit vorwiegend Motiven aus der Bündner Bergwelt wurden ursprünglich vom „Publizitätsdienst“ der RhB zu Marketingzwecken genutzt. Im Jahr 2008 wurden die Fotos dem Staatsarchiv als Schenkung übergeben.

Cinzia Caspar, Staatsarchiv Graubünden

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