Rettungswesen und Rettungsstellen. Die Organisation eines touristischen Rettungsdienstes im Alpenraum zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Archivale des Monats Oktober 2024
Staatsarchiv Bozen

Zum Beginn des letzten Jahrhunderts zwang die Entwicklung des alpinen Tourismus den Deutschen und Österreichischen Alpenverein, sich mit anderen als der bis dahin geltenden Anforderungen auseinanderzusetzen. Auf den Bau von Berghütten, der Eröffnung und der Instandhaltung von Bergwanderwegen und der Regelung der Person des Bergführers folgte die Verwaltung der sogenannten Rettungsstellen. Zweck dieser Maßnahme war, das Gebiet Tirol und Vorarlberg mit einem gut strukturierten und organisierten Rettungsdienst auszustatten, der eine angemessene Hilfeleistung für Touristen bei Unfällen in den Bergen gewährleisten konnte.

Zwischen 1911 und 1912 wurde daher eine Zählung der bestehenden Einrichtungen durchgeführt: Die Gemeinden wurden gebeten, das Vorhandensein von bereits aktiven Einrichtungen oder die Absicht, einen solchen Dienst einzurichten, zu melden. Von den 44 durch die Bozner Bezirkshauptmannschaft befragten Gemeinden gaben 25 an, dass sie nicht über genügend Personal für die Verwaltung dieser Versorgungsstellen verfügten oder, dass eine solche Einrichtung nicht notwendig war. Die Daten über die bereits bestehenden Rettungsdienste wurden in einer vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein herausgegebenen Broschüre veröffentlicht, in der die wichtigsten Informationen über die Verwaltung des Rettungsdienstes enthalten waren.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnten sich hilfsbedürftige Touristen an 231 Rettungsstellen im Alpengebiet wenden. Es handelte sich also um ein System, das länderübergreifend agierte.

Silvia Piccinelli und Diana Dellantonio, Staatsarchiv Bozen

Archivale: Staatsarchiv Bozen: Behörden der staatlichen Verwaltung Bozen vor dem Vertrag von Saint-Germain-en-Laye, B. 734,2: Rundschreiben der k. k. Statthalterei für Tirol und Vorarlberg an alle k. k. Bezirkshauptmannschaften in Tirol und Vorarlberg, Innsbruck 24. Jänner 1912; Rettungswesen und Rettungsstellen, Wien 1911.

Literatur: A. Leonardi / H. Heiss (Hrsg.), Tourismus und Entwicklung im Alpenraum, 18.-20. Jh. Turismo e sviluppo in area alpina, secoli XVIII-XX, Innsbruck 2003.