Staatsarchiv des Kantons Tessin

Vorstellung

Das Staatsarchiv sichert, bewahrt und verwaltet das historische Gedächtnis des Kantons mit dem Ziel, den künftigen Generationen ein möglichst umfassendes und vielfaltiges Bild des Tessins im Laufe der Zeit zu vermitteln. Es bewahrt die von öffentlichen und privaten Stellen erstellten Dokumente auf, die es ermöglichen, die Entwicklung des Kantons nachzuvollziehen, fördert die historische Forschung und gilt als Kompetenzzentrum für das Archivwesen.

Das Staatsarchiv sichert in erster Linie die Dokumente, die von den politischen, administrativen und gerichtlichen Organen des Kantons Tessin sowie von den Behörden und öffentlichen Einrichtungen, die ihnen im Mittelalter und in der Neuzeit vorausgingen, erstellt wurden. Darüber hinaus erwirbt das Archiv Unterlagen von Unternehmen, Vereinen, politischen Parteien, Familien und Persönlichkeiten des Tessins, um ein Bild unserer Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu vermitteln.

Die ständig wachsenden Bestände sind umfangreich und heterogen: Neben Dokumenten auf Pergament, Papier und digitalen Medien bewahren die Bestände und Sammlungen Fotografien, Ton- und Bilddokumente, Fahnen, musikalische, grafische und bildnerische Werke.

Die Bibliothek des Instituts sammelt Publikationen, die im Kanton veröffentlicht oder gedruckt wurden, in Form von Büchern, Broschüren, Zeitschriften, Periodika und grafischen Werken, sowie Werke mit Bezug zum Tessin, die ausserhalb der Kantonsgrenzen erschienen sind.

Länderübergreifende Bestände

Das Staatsarchiv des Kantons Tessin verfügt über keine spezifischen länderübergreifenden Beständen oder Dokumentensammlungen. Für die Zeit vor der Eroberung der Tessiner Gebiete durch die Schweizer Kantone (ca. 1480-1513) gibt es jedoch vereinzelte Materialien, die möglicherweise grenzüberschreitende Interessen betreffen. So enthält der Bestand „Pergamene“ Streitigkeiten territorialer Art (in Urkunden, Urteilen oder Schiedsverfahren), die alpine Rechte oder Grenzen betreffen; ebenso enthalten zahlreiche andere Bestände vereinzelte Dokumente von grenzüberschreitendem Interesse.

Für die Neuzeit sind zwei Bestände über italienische politische Flüchtlinge im Tessin und in der Schweiz erwähnenswert: der Bestand „Italienisches Risorgimento“ und der Bestand „Internati 1943-1945“. Es gibt auch Nachlässe italienischer Persönlichkeiten, die in die Schweiz geflüchtet sind, wie derjenige von Dino Alfieri (1886-1966), Minister in der Mussolini-Regierung, Botschafter und Mitglied des Grossen Rates des Faschismus, der nach dem Sturz des Regimes in die Schweiz flüchtete. Schliesslich sind einige Nachlässe von Tessiner Persönlichkeiten und Familien, die im Ausland tätig waren, erwähnenswert: siehe die Nachlässe zur Zeit der Auswanderung von Kunsthandwerkern, 18. bis 19 Jh., zum Beispiel die Archive der Familie Rabaglio aus Gandria, die im 18. Jahrhundert in Spanien im Bereich der Architektur und des Stucks tätig war, oder des Architekten Simone Cantoni (1739-1818), der zwischen der Lombardei und Ligurien tätig war, des Architekten und Ornamentalisten Giocondo Albertolli (1742-1839), der in der Toskana und der Lombardei tätig war, des Architekten Gaspare Fossati (1809-1883), der in Russland und der Türkei tätig war, usw.