Staatsarchiv des Kantons Zürich

Vorstellung

Das Staatsarchiv des Kantons Zürich (StAZH) ist das Endarchiv des Kantons Zürich und seiner Organe: Kantonsrat (Legislative), Regierungsrat (Exekutive), Direktionen (Ministerien) mit Zentralverwaltung und Staatskanzlei, Bezirksbehörden, Notariate, Gerichte, selbständige öffentlich-rechtliche Anstalten).

Als Fachamt ist das Staatsarchiv der Direktion der Justiz und des Innern unterstellt. Im gesetzlichen Auftrag bewertet es die staatlichen Unterlagen seit 1803, übernimmt, erschliesst und konserviert den dauerhaft überlieferungswürdigen Teil davon und macht die Akten öffentlich zugänglich. Zudem verwahrt es als historisches Archiv das Schriftgut des ehemaligen Stadtstaats Zürich vom Mittelalter bis 1798 und des Kantons Zürich während der Helvetik. Ergänzt werden die Bestände durch Dokumente privater Herkunft von Firmen, Vereinen, Zünften, Familien und Einzelpersonen.

Als Gründungsjahr des Staatsarchivs im modernen Sinn gilt 1837, als der zum Nachfolger des bisherigen Registrators gewählte Historiker Gerold Meyer von Knonau nachträglich die Bezeichnung «Staatsarchivar» erhielt. Gleichzeitig begann 1837 die Verschmelzung der verschiedenen Sonderarchive des Kantons und seiner staatlichen und kirchlichen Rechtsvorgänger zu einem Zentralarchiv im Gebäudekomplex des Fraumünsters.

Die Bestände des Staatsarchivs reichen mehr als 1100 Jahre zurück. Sie spiegeln die Rolle Zürichs als Reichsstadt, eidgenössischer Vorort und Zentrum der Reformation in der Vormoderne und als wirtschaftlich stärkste Region der Schweiz und international bedeutender Finanzplatz in der Moderne. Bemerkenswert ist die Kontinuität der Überlieferung, die seit dem Spätmittelalter weitgehend stabilen politischen und territorialen Verhältnissen sowie der Verschonung vor grösseren Katastrophen und Kriegen zu verdanken ist. Zum Austausch bzw. zur Extradition von Archivalien kam es mit den Nachbarkantonen St. Gallen, Schaffhausen und Thurgau 1803 anlässlich der Neuordnung der Schweiz, später 1931 mit dem Stiftsarchiv St. Gallen, 1932 mit dem Generallandesarchiv Karlsruhe, 1948 mit dem Landesarchiv des Kantons Glarus und 1996 mit dem Stadtarchiv Feldkirch.

Eine ausführliche Beschreibung des Staatsarchivs Zürich nach ISDIAH findet sich im Online-Archivkatalog auf Stufe Archiv.

 

 

Länderübergreifende Bestände

Hauptfindmittel des Staatsarchivs Zürich ist der Online-Archivkatalog, der auch auf viele Bestände verweist, die nicht nur den heutigen Kanton Zürich betreffen.

Im Ratsarchiv des ehemaligen Stadtstaats finden sich ab dem 15./16. Jahrhundert u. a. die geografisch geordneten Akten zu den Beziehungen zum Ausland. Ab 1803 werden sie im Bestand Auswärtige Angelegenheiten fortgeführt, der nach der Gründung des Bundesstaats 1848 die so genannte kleine Aussenpolitik des Kantons dokumentiert. Der Bestand im Ratsarchiv enthält die Korrespondenz von auswärtigen Mächten bis 1798 u. a. aus Bayern, Österreich, Württemberg, Baden und von geistlichen Institutionen (Bistum Konstanz, Klöster). Als Gegenstück liegt im Bestand der Missiven in Form von Entwürfen oder Abschriften die Korrespondenz der Stadtbehörden. Die Ratsakten enthalten zudem thematisch abgelegte Unterlagen etwa zum Schwabenkrieg von 1499, zu dem von den Drei Bünden und Mailand um das Veltlin geführten Müsserkrieg 1531/32 oder zum Reislaufen (Solddienst).

Nicht zuletzt wegen der Rolle Zürichs als eidgenössischer Vorort bis 1848 findet sich im Staatsarchiv auch eine breite Überlieferung zur eidgenössischen Tagsatzung und den dort gefassten Abschieden, ebenso Akten und Bände zu den bis 1798 von den eidgenössischen Orten gemeinsam verwalteten Gemeinen Herrschaften im Aargau, Thurgau, Sarganserland und Tessin (ennetbirgische Vogteien).

Weit über Zürich hinaus reicht der umfangreiche Briefwechsel der Zürcher Reformatoren, Kirchenvorsteher und Humanisten. Nach der Reformation erreichten im 16. Jahrhundert Glaubensflüchtlinge die Stadt, so aus dem Veltlin und aus Locarno, im 17. Jahrhundert Hugenotten und Waldenser aus dem Piemont. Im 19. Jahrhundert folgten u. a. deutsche Liberale und Aufständische aus dem Grossherzogtum Baden, im Zweiten Weltkrieg Zivilflüchtlinge, die von der Kantonspolizei erkennungsdienstlich erfasst wurden (Flüchtlingsfotos).

An der 1833 gegründeten Universität Zürich gab es, wie die Matrikel und Immatrikulationsunterlagen dokumentieren, stets viele ausländische Studierende – ab 1867 auch Studentinnen, denen das Studium in ihrer Heimat noch verwehrt war. Die 1832 gegründete Antiquarische Gesellschaft dokumentierte schweizweit archäologische Grabungen, u. a. im Umfeld der Pfahlbauforschung, und führte dazu eine weltweite wissenschaftliche Korrespondenz. Zu nennen ist schliesslich das Archiv der 1863 gegründeten Zürcher Sektion Uto des Schweizer Alpen-Clubs SAC, deren Aktivitäten sich auf den ganzen Alpenraum erstreckten.