Südtiroler Landesarchiv

Vorstellung

Das Südtiroler Landesarchiv ist ein „Kind“ des zweiten Autonomiestatuts von 1972, das die Grundlage für den sukzessiven Übergang staatlicher Zuständigkeiten an die (Autonome) Provinz Bozen darstellte.

Die Gründungsdotierung des Landesarchivs stellten Abgaben des Staatsarchivs Bozen (Gesetz vom 11. März 1972, Nr. 118, Tabelle A), das 1921 zunächst als Außenstelle des 1919 neu errichteten Staatsarchivs Trient entstanden war und seine Bestände seinerseits aus nach dem Provenienzprinzip erfolgten Archivalienabgaben aus dem Landesregierungsarchiv (heute: Tiroler Landesarchiv) in Innsbruck und dem Staatsarchiv in Wien verdankte.

Die effektive Übergabe vom Staat an das Land erfolgte allerdings erst mit der Fertigstellung und dem Bezug des Archiv- und Bibliothekszweckbaus in der Armando-Diaz-Straße 8/B in Bozen, der seither das Südtiroler Landesarchiv (zunächst unter der Bezeichnung „Amt für Archivwesen, historische Bibliotheken, Volkskunde und Toponomastik“), das Staatsarchiv Bozen und die Landesbibliothek „Friedrich Teßmann“ beherbergt. Das Archivwesen ressortiert in Italien seit 1975 bei den Kulturgütern, dementsprechend gehört das Landesarchiv zur Abteilung Landesdenkmalamt. Das an die staatliche Archivgesetzgebung angelehnte Landesgesetz vom 13. Dezember 1985, Nr. 17 bildete die rechtliche Grundlage und definierte Aufgaben und Zuständigkeiten des Landesarchivs, es wurde jüngst durch das Landesgesetz für Kulturgüter vom 18. Juli 2023, Nr. 14 ersetzt.

Das Landesarchiv ist zuständig für die zur dauernden Aufbewahrung bestimmten Unterlagen der Landesregierung, des Landtags und der Landesverwaltung sowie der nachgeordneten Körperschaften, Anstalten und Selbstverwaltungsbetriebe. Zudem hat es die Aufsicht über die Archive nichtstaatlicher öffentlicher Körperschaften (namentlich der Gemeinden, Bezirksgemeinschaften oder Eigenverwaltungen der bürgerlichen Nutzungsrechte usw.) und unter Schutz gestellter Privatarchive.

Über die Abgaben aus dem funktionalen Bereich – also dem engeren Kompetenzbereich – und die Gründungsdotierung hinaus konnte das Landesarchiv im disponiblen Bereich in den Jahrzehnten ab 1985 durch Ankäufe, Depotverträge und Schenkungen zahlreiche weitere Bestände erwerben, hier sind namentlich die Archive verschiedener regionaler Adelsfamilien zu nennen. Insgesamt verwahrt das Südtiroler Landesarchiv heute an die 10.000 Laufmeter an Schriftgut aus rund achthundert Jahren, die Bildstelle an die 200.000 Fotografien.

Seit 1991 hat das Archiv auch den gesetzlichen Auftrag zur Erforschung der Landesgeschichte, dem es mit verschiedenen Initiativen, Veranstaltungen, Projekten, Kooperationspartnerschaften (u. a. mit „Geschichte und Region“, den Chronistinnen und Chronisten) und einer seit 1995 erscheinenden wissenschaftlichen Schriftenreihe („Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs“) nachkommt. Heute dient das Südtiroler Landesarchiv vornehmlich der historischen Forschung, es stellt den Dienststellen des Landes benötigte Unterlagen zur Verfügung und vergibt finanzielle Beiträge zur Erhaltung und Aufwertung von Archiven in kirchlicher und privater Trägerschaft.

 

Länderübergreifende Bestände

Da die Behörden und Körperschaften, deren Schriftgut am Landesarchiv verwahrt wird, vor allem lokale und regionale Zuständigkeiten hatten, finden sich länderübergreifende Betreffe vor allem in den Beständen privater Träger. Über die im Archivführer von 1995 aufgelisteten Fonds (S. 148–150 bzw. 153–155) hinaus ist vor allem das 2015 erworbene Churburger Archiv zu nennen, das Urkunden und weiteres Schriftgut der Vögte von Matsch und der 1655 gegraften Trapp ab 1200 u. a. zu Burgen und Herrschaften in Graubünden (Prättigau, Unterengadin, Albulatal, Domleschg, Sechs Gerichte), Nordtirol (Nauders, Hörtenberg, Volders, Innsbruck), Trentino (Caldonazzo, Beseno, Castel Campo) und im Schwäbischen (Grafschaft Kirchberg-Kirchberg) umfasst.