Tiroler Landesarchiv

Vorstellung

Das seit dem späten 13. Jahrhundert nachweisbare Archiv der Grafen von Tirol befand sich ursprünglich auf Schloss Tirol bei Meran im heutigen Südtirol. Mit dem Erwerb der Grafschaft Tirol durch das Habsburger .im Jahr 1363 verlagerte sich der Herrschaftsschwerpunkt immer mehr vom Meran nach Innsbruck, die sich ab ca. 1420 zu einer Residenz entwickelte. Von hier aus wurden nun auch die habsburgischen Besitzungen im Südwesten des Reichs und im Deutschen Reichs verwaltet; dazu gehörten Gebiete, die sich heute in der Schweiz, in Frankreich (Elsass), in Baden-Württemberg und Bayern befinden. 

Unter Kaiser Maximilian I. († 1519) fungierte das Innsbrucker Schatzarchiv kurzezeitig sogar als eine Art „Reichsarchiv“.
Bis zu den Maria-Theresianischen Reformen im 18. Jahrhundert blieb die Zuständigkeit der Innsbrucker Zentralbehörden und damit des Innsbrucker Archivs für die sogenannten vorderösterreichischen Gebiete bestehen, deren Umriss sich allerdings durch territoriale Verluste an die Schweiz und an Frankreich merklich veränderte. Ab 1753 bzw. 1782 stehen nur mehr die Grafschaft Tirol und das Land Vorarlberg zum Verwaltungssprengel der Innsbrucker Behörde; die anderen vorderösterreichischen Gebiete unterstanden fortan direkt Wien.

Durch die Gründung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs als Zentralarchiv für das Habsburgerreich im Jahr 1749 kam es zu umfangreichen Archivalienablieferungen aus Innsbruck in das neue Archiv in Wien. In gleicher Weise führte die bayerische Herrschaft über Tirol (1806 bis 1814/15) zur Ablieferung von zahlreichen mittelalterlichen Urkunden und Amtsbüchern an das Reichsarchiv in München. Wenige Jahre zuvor (1803) waren die Hoheitsrechte Bayern und Tirol infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an die Grafschaft Tirol gefallen; Teile ihres sehr alten und wertvollen Archivbestandes wurden daraufhin nach Innsbruck und Wien eingezogen.

Die Niederlage Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg im November 1918 führte zur Teilung Tirols: Südtirol und das Trentino fielen an Italien, was umfangreiche Archivalienabtrenungen zur Folge hatte. Allerdings eignete man sich bei der Aufteilung des Schriftguts auf das Provenienzprinzip, so dass die umfangreichen Bestände der Zentralbehörden in Innsbruck verblieben und nicht zerrissen wurden.

Das Tiroler Landesarchiv zählt heute zu den größten Archiven Österreichs und verwahrt das archivwürdige Schriftgut der staatlichen und Landesbehörden, die ihren Sitz in Tirol hatten und haben; weiteres zählen historische Gemeindearchive, Familien-, Vereins- und Firmenarchive, Nachlässe von Privatpersonen, Archive aufgehobener Klöster etc. zu seinen Beständen. Der Gesamtumfang beträgt mehr als 30.000 Laufmeter und umfasst einen Zeitraum von rund 1000 Jahren.

Seit 1866 ist es für die Forschung und damit öffentlich zugänglich. Heute dient das Tiroler Landesarchiv der historischen Forschung, stellt den Behörden beglaubigte Akten zur Verfügung, ist Ansprechpartner für alle Fragen der Landesgeschichte und verwahrt als Gedächtnis des Landes derzeitigen sowie historische Überlieferung für die Landesbürger.
Dafür stehen im 1994/95 bezogenen neuen Gebäude ein Lesesaal, Büros für die Bediensteten, Räume für Reproduktion und Digitalisierung, Depots für das Archivgut sowie eine eigene Restaurierwerkstätte zur Verfügung. Derzeit (2023/24) werden die bestehenden Raumkonzepte um einen zusätzlichen Speicher erweitert, ein neuer Lesesaal entsteht und die alten Depots werden klimatisch und konservatorisch modernisiert.

Länderübergreifende Bestände
Aufgrund der Tatsache, dass über viele Jahrhunderte von Innsbruck aus Territorien verwaltet wurden, die weit über das Gebiet des heutigen österreichischen Bundeslandes Tirol (Nord- und Osttirol) hinausreichten, findet sich in den Beständen des Tiroler Landesarchivs umfangreiches Schriftgut, das über die heutige räumliche Zuständigkeit weit hinausgeht. Dazu gehören zum einen die bis 1918 reichenden Akten der Zentralverwaltung, die Südtirol (Autonome Provinz Bozen-Südtirol) und das Trentino (Autonome Provinz Trentino) sowie Vorarlberg betreffen; zum anderen jenes bei den Innsbrucker Behörden entstandene Schriftgut, das aus der bis 1752 währenden Verwaltung oder sogar aus der Zeit vorerösterreichischen Gebiete resultiert; schließlich finden sich auch noch Reste der Reichsverwaltung, insbesondere denunzierten Kaisertreffers III. (+1493) und Kaiser Maximilians I. in den Beständen des Tiroler Landesarchivs. Eine detaillierte Aufschlüsselung dieses Schriftguts enthält der Archivführer der ARGE ALP von 1995 (S. 163-193).

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